Marienkäfer und Igel auf wichtiger Mission
Auf dem Häberli-Hof im oberthurgauischen Hefenhofen ist alles Bio. Denn der Eigentümer Tobias Häberli ist begeisterter und leidenschaftlicher Bio-Gemüsegärtner mit Meisterprüfung und praktiziert sein Handwerk im Einklang mit der Natur. Kartoffeln, Karotten, Zwiebeln, Nüsslisalat, Gurken oder Radieschen wachsen hier gänzlich ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel, mineralische Dünger und gentechnisch veränderte Organismen auf. So wird die Fruchtbarkeit des Bodens erhalten und die Artenvielfalt nachhaltig geschützt. Leider machen Schädlinge auch vor dem Häberli-Hof nicht halt. Wie schafft es Tobias trotzdem, dass seine Pflänzchen gross und stark werden?
Nützling statt Chemie
Zum Glück hat die Natur vorgesorgt und liefert fleissige Nützlinge, die effektiv gegen Schadinsekten vorgehen. Saugende Schädlinge wie Spinnmilben und Läuse haben es auf den Pflanzensaft abgesehen und stechen dafür Blätter oder Stängel an. Die anderen, etwa Raupen, beissen Teile aus den Blättern oder fressen sie gleich ganz. Statt auf die chemische, gesundheitlich bedenkliche, Keule setzt das Häberli-Team neben biologischen Pflanzenschutzmitteln auch auf kleine Helfer, die so richtig Appetit auf Schädlinge haben. Marienkäfer, Raubmilben, Florfliegen, Fledermäuse und Igel sind Fressfeinde der saugenden und beissenden Tierchen und sorgen im Bio-Beet dafür, dass Gemüse und Obst unbeschadet aufwachsen können.
Geniale kleine Helfer
Der wohl bekannteste Nützling ist der Marienkäfer. Der beliebte Siebenpunkt zum Beispiel ernährt sich als Larve und im Erwachsenenstadium von Blattläusen. Ein einzelner Käfer vertilgt bis zu 150 am Tag und ist damit eine grosse Hilfe für Landwirte. Auf den Feldern von Bio-Bauern leisten zudem viele weitere Tiere zuträgliche Arbeit. Ohrwürmer, Spinnen, Laufkäfer und Schlupfwespen sind den ganzen Tag mit der Schädlingsbekämpfung beschäftigt. Sehr effizient setzt Tobias ausserdem Raubmilben gegen Thripse und andere Schadinsekten in Gewächshauskulturen ein. Auch zahlreiche Sing- und Greifvögel ernähren sich von den Tieren, die in der Landwirtschaft als Schädlinge gelten. Meisen und Kleiber etwa suchen Obstbaumstämme gezielt nach Insekten ab und vertilgen Schädlinge, bevor sie Schaden anrichten können. Mäusebussarde und Turmfalken spielen eine wichtige Rolle bei der Regulation von Mäusen und anderen Schadnagern.
Gute Arbeitsbedingungen für Marienkäfer und Co.
Die Nützlinge arbeiten allerdings nicht umsonst. Sie stellen Bedingungen, bevor sie ihren wichtigen Job erledigen. Tobias weiss, was Nützlinge wollen und wie er sie schützen oder sogar gezielt anlocken kann. Besonders gerne leben und arbeiten sie nämlich in einer gesunden Umgebung ohne Gefahren für ihr eigenes Leben. Auf den Häberli-Hof kommen sie gerne. Denn hier sorgt die ökologische Bewirtschaftung mit sinnvoll aufeinander abgestimmten Fruchtfolgen, schonender Bodenbearbeitung und dem Verzicht auf chemisch-synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmittel für einen idealen Lebensraum. Hier ist ökologische Vielfalt erlaubt, die beste Voraussetzungen für Nützlinge bietet. Ökobauern wie Tobias haben zudem einige Tricks parat, um noch mehr nützliche Assistenten anzuziehen. Sie legen beispielsweise Hecken aus heimischen Wildgehölzen und Ackerrandstreifen mit Wildblumen an. Zusätzlich richten sie Nistmöglichkeiten für Insekten und Singvögel sowie Sitzwarten für Greifvögel ein. Alle Massnahmen zusammen schaffen einen Lebensraum, in dem sich vielfältige, nützliche Arten wohlfühlen und Lebensmittel natürlich, nachhaltig und gesund wachsen. Die Nützlinge danken es den Öko-Bauern: sie fressen sich auf ihren landwirtschaftlich genutzten Flächen richtig satt und reduzieren den Schädlingsdruck erheblich.